Titel: Pro und Contra für "Komplettsysteme mit vielen Anwendungen / Paketen"
Beitrag von: Andreas am 04. Dezember 2023, 18:03:39
Hallo Sebastian,
ich betreibe meine Linux-Rechner nicht nur "aus Lust und Freude an Linux". Es sind für mich Werkzeuge. Werkzeuge, die mir helfen, diverse Aufgaben schneller zu lösen (oder die ich ohne EDV-Unterstützung gar nicht hätte lösen können):- entwerfen von Schaltplänen und Platinenlayouts
- erstellen von Flussdiagrammen für Prozessabläufe (Solarthermie / PV / Speicherlösungen)
- bearbeiten von Musik- und Videodateien
- programmieren von Webapplikationen
- erstellen von Programmen für Mikrocontroller (ESP32, Arduino etc.) incl. Life-Debugging
- Forensik von Fehlfunktionen / Ausfällen von entfernten Rechnern
- erstellen von Dokumentationen (für die Schule)
Viele dieser Aufgaben brauchen hochspezielle Programme, die jede Menge Abhängigkeiten nach sich ziehen. Aber dann sind es hocheffiziente Werkzeuge. Und genau wie Werkzeuge brauchen auch Rechner die solche Software haben eine Pflege. Ein hochschlankes System ist sicher nett - aber je mehr man mit seinem Rechner an Aufgaben löst (ich mache auch noch CAD und 3D-Druck) desto umfangreicher wird so ein System. Das alles bereitet aber keinerlei Probleme - wenn man sich zusätzlich eben auch mit dem System befasst. Also das Werkzeuge nicht nur mit dem Staublappen abwedelt, sondern auch mal die Motorhaube aufmacht und schaut wie es darunter aussieht...
LG Andreas
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Titel: Re:Archlinux Update hängt
Beitrag von: Sebastian am 04. Dezember 2023, 21:10:06
Hallo Andreas,
Klar, wenn man all diese Dinge die du aufgelistet hast man auch benötigt, ist da auch nichts gegen einzuwenden. Das eigene System ist ja auch mit der Zeit mitgewachsen, so sollte man sich damit auch gut auskennen.
Problematischer wird es eher bei einem System, wo alles Mögliche vorinstalliert ist (egal ob man es brauch oder auch nicht z.b. zich verschiede Desktop Umgebungen). Dieser ungenutzte Ballast, verbraucht nicht nur Speicherplatz (heutzutage zu vernachlässigen), sondern birgt auch das Potenzial sich öfter mit Update Problemen herumschlagen zu müssen, weil vielleicht etwas klemmt, was man überhaupt nicht benötigt. Aber schlimmer ist noch die Sache, dass man es fix und fertig vorgesetzt bekommen hat, und die meisten sich nie weiter mit den Innereien ihres Systems befassen mussten.
Soll nicht heißen, dass ich nicht verstehe, warum man so ein "ich kann/habe alles" System hat bzw. haben möchte. Ich denke, es ist der Grund, weil man sich damit nicht befassen möchte. Es soll halt einfach nur alles funktionieren. Für den Start kann das vielleicht gut sein, damit man schnell wieder produktiv arbeiten kann. Aber auf lange Sicht, verursacht das noch mehr Probleme, wenn man sich im Nachgang damit nicht beschäftigt.
Denn selbst damals unter Windows habe ich erst mal ausmisten müssen. Heut zutage bei vorinstallierten Candy Clash und co. muss man das sogar noch mehr den je um diesen Ballast loszuwerden. Durch mobilen Geräte wie Smartphones hat sich für solche Software der Begriff bloat Software eingebürgert.
LG Sebastian |
Titel: Gordischer Knoten
Beitrag von: Andreas am 05. Dezember 2023, 08:18:43
Hallo Sebastian,
hier haben wir ein Henne / Ei Problem. Ich versuche seit ca. 25 Jahren Leute für Linux zu begeistern.Stelle ich Ihnen ein spartanisches Minimalsystem vor dann probieren sie es exakt einmal aus und rühren es dann nie wieder an. Feedback in dem Fall: "Das kann ja nix - und die grafische Oberfläche gefällt mir auch nicht". Wenn ich ihnen dann erkläre dass es viele verschiedene gibt die man installieren kann dann kommt zurück: "das ist mir zu viel Aufwand / das kann ich nicht / das dauert mir zu lange".
Also habe ich ein Mega-Komplettsystem kreiert. Feedback wenn sie das erhalten: "Das ist ja gigantisch! Das kann ja alles, selbst ein Wohnungsdesignerprogramm ist mit dabei! Ich wusste gar nicht wie toll Linux ist". Auf jeden Fall machen sie erstmal weiter. Klar: irgendwann kommen Probleme bei den Updates. Aber oft ist bis dahin schon so viel Begeisterung entstanden, dass sie Motivation haben, die Probleme zu lösen.
Meine Erkenntnis: Mit einem schlanken Minimalsystem kann man Leute begeistern, die sich mit Linux schon (etwas) auskennen. Die können sich dann das System komplettieren. Will man Leute begeistern die NULL Ahnung von Linux haben dann muss man klotzen - nicht kleckern. Erst wenn sie den Mehrwert für sich gesehen haben entsteht der Wille weiterzumachen.
LG Andreas |
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