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Treffen vom 28.09.24
Dies war ein Grundsatztreffen. (Nicht nur) unsere Gruppe tritt auf der Stelle. Die überwiegende Mehrheit kommt einfach nicht voran, es bestehen fortwährend die gleichen Probleme, der Lernfortschritt (wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen mag) ist nur rudimentär. Dies muss geändert werden - sonst hat die Gruppe keine Zukunft!
Wie lerne ich mit Linux umzugehen?
Diese Frage hat noch einige vorgeschaltet, die nichts mit Linux zu tun haben, sondern den allgemeinen Umgang mit Software. Auch allgemeine Gedanken zu IT, Datenschutz, Sicherheit gehören dazu. Diese Themen sind unabhängig vom verwendeten Betriebssystem und jeder muss sich mit diesen Dingen beschäftigen, wenn er vorhat, Geräte der IT (PCs, Notebooks, Tablets, Handys) zu verwenden. Schon dieser erste Schritt scheint in der heutigen Zeit nicht mehr „normal vorhanden“ zu sein, was leider zu einer weitreichenden Verdummung in diesen Themen geführt hat. Und Menschen, die nicht selbst über solche Themen nachdenken können und sich in dem Bereich nicht weiterbilden, sind ein Spielball anderer.
So ist es unumgänglich, dass man sich mit Community-Software beschäftigt. Als Beispiel nenne ich diese beiden hier:
- Was ist ein Diskussionsforum? Wie benutze ich es?
- Was ist ein Wiki? Wie funktioniert es, wie nutze ich es / wie kann ich dort Wissen weitergeben?
Erst wenn man das kann, kann man mit einem Lernvorgang bezüglich Linux beginnen. Das sind absolute Basics, ohne die nichts geht. Wenn man Basiswissen in Software / Webapplikationen hat, kann man mit jeder Forensoftware sofort umgehen. Die Grundlagen sind immer die gleichen, die Bedienung unterscheidet sich leicht von Forum zu Forum, aber sie bleibt logisch und intuitiv.
Eigenständiges Lernen
Linux ist ein freies und quelloffenes System. Es wird entwickelt, gepflegt und erweitert von tausenden Freiwilligen, die einfach Spaß daran haben, ihr Wissen in etwas Produktives umzusetzen. Sie stellen ihr Wissen und die daraus resultierende Software kostenlos zur Verfügung. Jeder darf sie unentgeltlich nutzen, sich den Quellcode anschauen, und ihn für sich oder „die Welt“ verändern / verbessern. Im Gegenzug erwarten die Ersteller der Software, dass Nutzer eigenständig lernen, mit der Software umzugehen. Und damit alle etwas vom persönlichen Lernvorgang haben, sollte man diesen Lernvorgang „öffentlich teilen“. Man schreibt folglich Fragen, die man nicht mithilfe des Internets (Suchmaschinen, Wikis etc.) beantworten kann in ein Diskussionsforum. Dort kann jeder die Frage lesen, und wer möchte, kann sie beantworten. Entweder direkt, oder mit Tipps zur Selbsthilfe. Auf die Weise lernt man „von der Pieke auf“ wie man lernt. Klingt komisch - aber die meisten Menschen wissen nicht, wie sie am effektivsten eigenständig lernen. Die Werkzeuge (Internet), die einem heute zur Verfügung stehen, sind so mächtig und so vollumfänglich, dass man leicht den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Das wichtigste beim eigenständigen Lernen ist die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Linux-System. Es geht nämlich nicht darum, jede Menge Kommandozeilenbefehle stumpf auswendig zu lernen, es geht vielmehr darum, Zusammenhänge zu verstehen. Diese Zusammenhänge bilden ein großes Fachwerkhaus, es sind sozusagen die tragenden Balken. Das Haus steht nur mit diesen Balken schon stabil. Jeder Kommandozeilenbefehl, den man im Laufe der Zeit öfter verwendet und man daher ihn und seine Parameter zumindest teilweise auswendig weiß, ist ein Ziegel, den man in eines der Fachwerkkästen stellt. Zuerst muss das Grundgerüst stehen! Es nützt nichts oder nur sehr wenig, wenn man möglichst viele Befehle „auswendig lernt“! Auch wenn es noch so viele sein mögen: ein Haus wird man ohne die Fachwerkkästen damit nicht bauen können, die Ziegel fallen immer wieder in sich zusammen, wenn der Turm zu hoch geworden ist (es fehlt sozusagen der „Kitt“). Zeitlich ist eine Beschäftigung von mindestens 5 Stunden pro Woche am Anfang das Minimum. Lernen ist ein aktiver Vorgang, und der fordert von einem Zeit. Dies ist ein unumstößlicher Grundsatz, der durch nichts auszuhebeln ist. Im Gegenzug bedeutet das: wenn man nicht gewillt ist, diese Zeit zu investieren: sollte man es lassen. Die eigenen Vorstellungen und Wünsche liegen so weit von der Realität weg, dass sie nicht erreichbar sein werden. Durch diese aktive Beschäftigung stößt man Anfangs sehr oft auf Fragen, die man klärt (entweder indem man selbst sucht oder in einem Forum um Hilfe fragt). Jede Antwort ist ein weiterer Balken des Fachwerkhauses. Nach einiger Zeit muss man immer weniger Fragen stellen, man kann immer mehr selbst herausfinden / lösen. An dieser Stelle macht es richtig Spaß, sich mit Linux zu beschäftigen, und man wird die Zeit fortan gerne aufwenden, sich immer und immer weiterzubilden - auch wenn es anfangs mehr Qual und Zwang war.
No-Gos / How-Tos beim Lernen
- Schreibe nie (oder nur in wirklich absoluten Ausnahmefällen) einen Wissensspender direkt an! Was nur zwischen zwei Menschen besprochen wird, bleibt unter diesen beiden und nützt anderen nichts! Wenn Du schon Fragen stellst, stelle sie immer öffentlich für alle sichtbar!
- Fordere nicht! Bedenke, dass die Community auf freiwilliger Basis in ihrer Freizeit hilft. Habe Geduld, wenn Du auf eine Antwort ein paar Tage warten musst. Zusätzlich sei nett und höflich in Deinen Formulierungen. Du kannst die Wartezeit abkürzen, indem Du selbst lernst und suchst…
- Verwende zunächst die Suchfunktion des Forums / Wikis und such über eine Suchmaschine, bevor Du eine Frage stellst! Die Community reagiert mit Recht säuerlich, wenn sich jemand nicht ein paar Minuten Zeit nimmt und vor dem Erstellen der Frage nicht schon mal selbst gesucht hat. Manchmal war man auch einfach zu „vernagelt“ - dann ist eine Antwort in Form eines Links und der Bemerkung „hättest Du auch selbst herausfinden können“ das Resultat
- Dein Ziel sollte sein: für jede Frage, die Du stellst, beantwortest Du zwei Fragen anderer. Anfänger haben wirklich immer die gleichen Fragen, und das Rad muss jeden Tag zigtausendmal neu erfunden werden. Was für eine Zeitverschwendung! Daher mache es Dir zur Aufgabe, mit Deinen eigenen Worten Fragen zu beantworten. Oft haben Fortgeschrittene die Vorstellung, dass Deine Frage nicht zum Allgemeinwissen gehört, verloren und formulieren Antworten daher anders als sie ein blutiger Anfänger erwartet. Solange Du an diesen Anfängern noch dichter dran bist, steckt in Dir der „beste Erklärbär“!
- Beschäftige Dich so oft wie möglich mit Deinem System! Bei Anfängern sind 5 Stunden / Woche Minimum. Man kann sich am besten einarbeiten, wenn man selbst auf Fragen stößt und sie lernt zu formulieren und selbst anzugehen! Bei Distributionen auf Basis eines Rolling-Releases ist es auch sinnvoll, so oft wie möglich Updates einzuspielen. Ideal wäre täglich, einmal pro Woche sollte Standard sein. Je länger man wartet, umso größer ist das Risiko, dass etwas nicht automatisch durchläuft und man selbst Hand anlegen muss. Bedenke, dass bei Systemen wie „Windows“ oder „Mac-OS“ nur das Betriebssystem upgedatet wird, bei Linux aber zusätzlich alle installierten Anwendungen! An diese Aufgabe wagt sich kein kommerzielles Betriebssystem (ganz davon abgesehen, dass es dort Interessenkonflikte zwischen den Anbietern der Software und dem Hersteller des Betriebssystems selbst gibt).
- Verwende das Internet / eine Suchmaschine, um Deine Fragen zu beantworten! Linux ist das am besten dokumentierte Betriebssystem der Welt. Du findest zu 99.999 % aller Fragen die Antworten im Internet.
- Verwende nur Kommandozeilenbefehle, die Du verstehst! Das „blinde Abtippen“ von im Netz gefundenen „Hilfen“ ohne verstanden zu haben, was diese Befehle tun und wofür sie sind, ist ein absolutes No-Go!
- Schau so oft es geht in unserem Forum vorbei - am besten täglich! Sei dabei angemeldet, denn nur dann siehst Du, wo für Dich neue Beiträge zu finden sind. 80 % des Lernvorganges ist lesen, maximal 20 % ist Fragen stellen, die andere beantworten sollen.
- Abonniert eine (oder mehrere) Linux-Fachzeitschriften. Auch wenn das Internet prinzipiell alles kostenlos bietet, ist eine Zeitschrift eine gute Ergänzung. Dort haben fachlich versierte Mitarbeiter interessante Themen bereits vorgefiltert und mit initialen Informationen versehen. Man bekommt interessante Neuigkeiten zu Software, redaktionelle Beiträge zu Grundlagen und vielem mehr. Dies ist eine Inspiration für eigene weitere Forschungen. Selbst ich nutze diese Möglichkeit, sogar doppelt: Ich habe die Linux-User (sie enthält Informationen auf recht niedrigem Niveau zu Anwendungen und Grundlagen) und das Linux-Magazin (es enthält tiefergehende Informationen für fortgeschrittene User) abonniert. Es gibt aber auch andere Zeitschriften. Es ist nicht so wichtig, was ihr abonniert, sondern dass ihr abonniert! Damit zwingt man den inneren Schweinehund dazu, sich zu bewegen.